Schönstatt am Kahlenberg - ein Kraftort mit besonderen Wachstumsgnaden
von Martin Schiffl
Feierliche Neu-Eröffnung des katholischen Bildungshauses und Schönstattzentrums
Susi Mitter. Am Samstag, 24. Juni 2023 ist es endlich soweit: Nach zweijähriger Bauzeit wird das katholische Bildungshaus und Schönstattzentrum unter dem Motto „Dein Herz entscheidet die Zukunft“ feierlich eröffnet. Es soll ein Ort der Begegnung, des Gebetes und ein Kompetenzzentrum Pater Kentenichs sein, wo Menschen wachsen und sich als Persönlichkeiten entfalten können. Diese Atmosphäre lädt auch ein, Seminare und Veranstaltungen an diesem besonderen Kraftort zu planen.
Während im Großraum Wien in den letzten Jahren mehrere Bildungshäuser geschlossen wurden, entschloss sich die österreichische Schönstattbewegung gemeinsam mit den Schönstätter Marienschwestern das Schönstattzentrum am Kahlenberg um- und sogar auszubauen.
Wagemutig – eine Antwort auf die Sehnsucht der Menschen
Ist dieser Schritt unvernünftig angesichts der aktuellen Entwicklungen? Rein menschlich betrachtet vielleicht ja. Die Schönstatt-Bewegung hat jedoch in den letzten 40 Jahren deutlich erfahren, dass die Gottesmutter von diesem Ort aus besondere Wachstumsgnaden schenkt und Menschen ihr Leben dadurch glücklicher und innerlich frei gestalten können. Das gibt Antwort auf die Sehnsucht der Menschen, das eigene Leben in solch herausfordernden Zeiten gut zu meistern.
Festakt mit Segnung durch den Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky
Der Festakt beginnt mit einigen Festreden, die das Charisma dieses Ortes in verschiedenen Facetten zum Leuchten bringen.
Das Moderatoren-Ehepaar Patricia und Günther Mayrhofer begrüßt als ersten Laudator Landtagspräsident Karl Wilfing aus St. Pölten. Er findet sehr persönliche Worte, weil er „zwar noch nie hier war, mit Schönstatt aber immense Jugenderinnerungen verbindet“. Als Weinviertler kam er in seinem Heimatort Wetzelsdorf mit dem damaligen Pfarrer und Schönstatt-Priester Johannes Kristóf in Kontakt. Sein spirituelles Wirken begeistert und inspiriert bis heute viele, obwohl er schon 1980 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Karl Wilfing bezeugt: „Bevor ich heute herkam habe ich noch den Wikipedia-Eintrag von Johannes Kristóf gelesen. Dort sagt er, dass Schönstatt seine Heimat ist und er alles dafür tun möchte, dass es ein Heiligtum für die Donauvölker gibt.“ Er hat die Einweihung 1982 hier am Kahlenberg nicht mehr erlebt, ist aber sicher, „dass Johannes Kristóf sich heute sicher darüber freut, dass dieses Samenkorn, das er gesät hat, so gute Früchte trägt“.
Als nächste kommt Sr. M. Ilga Dreier, Provinzoberin der Schönstätter Marienschwestern, ans Rednerpult. In ihrer Ansprache betont sie, „dass der heutige Tag ein lang erhoffter und herbeigesehnter Festtag ist“.
Warum freuen sich die Schwestern so sehr über die Neugestaltung dieses Ortes? Sr. M. Ilga nennt drei Aspekte:
„Hier finden wir einen Raum vor, der uns mehr leben, mehr lieben und mehr wachsen lässt – als Persönlichkeit, als Familie, als Gruppe, ja auch als Kirche, als Gesellschaft. Deshalb seien Sie alle herzlich willkommen! Heute, - aber auch immer wieder in der Zukunft!
Ein weiterer Grund zur Freude ist die Tatsache, dass uns nun genügend große und vielfältige Räume zur Verfügung stehen, um den Reichtum der Schönstatt-Spiritualität und Pädagogik Pater Kentenichs vielen Menschen zu erschließen; seien es Jugendliche, Männer, Frauen, jung verheiratete Ehepaare, Familien, Priester oder Ordensleute. Auch unseren Gästen im Café-Bistro (es öffnet wieder am 6. Juli) und im Shop möchten wir mit der Gastfreundschaft und der Auswahl von Angeboten vermitteln, dass in Schönstatt gilt: Die Gnade baut auf der Natur auf!
Rundherum Natur pur mit den so schön und ansprechend gestalteten Außenanlagen – eine Oase, ein schöner Ort, eine schöne Stätte: Schönstatt, ein Lebensraum, in dem wir schon ein wenig spüren dürfen vom Himmel auf Erden.“
Nun kommt die österreichische Bewegungsleitung, Ingeborg und Richard Sickinger, zu Wort. Sie gehen in ihrem Kurzimpuls der Frage nach, was diesen Ort so besonders macht. Sie beschreiben drei Eigenschaften, die diesen Ort auszeichnen:
„Dieser Ort ist wie ein Heimkommen, ein Ort, wo Menschen sich zuhause fühlen, die ganz persönlich mit diesem Ort verbunden sind. Deshalb ist dieses Bildungshaus getragen – geistig, ideell, finanziell - von hunderten, von einigen tausend Menschen aus ganz Österreich, gemeinsam mit den Schönstätter Marienschwestern als Trägerinnen des Ortes
Dieser Ort ist ein Wachstumsort, der auf zwei Säulen steht: Auf der Schönstatt-Pädagogik Pater Kentenichs und auf den Wachstums-Gnaden, die die Gottesmutter im Heiligtum schenkt. Beide wirken zusammen und das ermöglicht eine besondere Qualität von persönlichem und gemeinschaftlichem Wachstum.
Dieser Ort ist ein Zukunftsort, der sich am Zukunftsbild der Kirche, der „Heiligen Stadt“ orientiert. Zukunft wird wesentlich davon geprägt, wie Menschen in Zeiten von Polarisierung und gesellschaftlichen Herausforderungen wertschätzend miteinander umgehen.“
Ein weiterer Ehrengast ist Prälat Maximilian Fürnsinn vom Augustiner Chorherren Stift Klosterneuburg in direkter Nachbarschaft. Zu den Chorherren besteht eine enge Beziehung, die Marienschwestern gehen fast täglich dort in die Heilige Messe und die Chorherren kommen auch immer wieder nach Schönstatt am Kahlenberg, manchmal um auszuspannen, manchmal um als Priester mitzuwirken, wenn sie bei Veranstaltungen gebraucht werden.
Weiters eingeladen sind die Architektin Maria Bieber, die den so ansprechenden Entwurf des Neu- und Zubaus gemacht hat, Martina und Bruno Mucha, Vorsitzende des Landespräsidiums der österreichischen Schönstatt-Bewegung und Projektleiter des Neubaus, Sr. Siglinde Hilser und Sr. Bianca Wörz aus der Provinzleitung der Schönstätter Marienschwestern, P. Frank Riedel aus der neu gegründeten europäischen Provinzleitung der Schönstatt-Patres, Mag. Johannes Reinprecht vom Institut für Ehe und Familie, der Pfarrer von Grinzing Hubert Ritt und – krankheitsbedingt leider nicht da – der Bezirksvorsteher des 19. Bezirks, Daniel Resch.
Den Höhepunkt des Festaktes bildet die Segnung des Hauses durch Weihbischof Stephan Turnovszky. Der Segen schließt alle mit ein, die hier wohnen, wirken, arbeiten und alle, die hierherkommen werden, verbunden mit der Bitte um die Gnade der Beheimatung, der Umkehr und der apostolischen Fruchtbarkeit und der Sehnsucht, selbst ein Segen für viele zu werden.
Herzensanliegen – ermutigend für andere
Zwischen Festakt und Heiliger Messe kann das neue Bildungshaus auf vielfältige Weise erkundet werden. Verschiedene Initiativen und Angebote werden als Herzensanliegen präsentiert – darunter der Erziehungskurs „Keep Cool“, die Ausbildung zum Familientrainer, die im Herbst mit einem Kurs startet, der Pater Kentenich Pilgerweg oder die „Talking Station“, um nur einige davon zu nennen.
Die verschiedenen Stationen hatten regen Zulauf, die Kinder währenddessen in der Kinderbetreuung viel Spaß.
Höhepunkt des Tages – Festmesse mit Weihbischof Stephan Turnovszky
Die Entscheidung die Heilige Messe im neuen Seminarraum mit Blick auf das Heiligtum zu feiern war dem wechselhaften Wetter geschuldet. Dieser Umstand schafft aber die Voraussetzung für eine spirituell sehr intensive und dichte Atmosphäre: Die von der Musikgruppe gespielten Lieder werden kräftig mitgesungen und das meditative Gebet von Sr. Ingrid-Maria Krickl beim Schenken der Kruggaben zur Musik „Maria, wenn wir die Krüge füllen“ berührt.
Hauptzelebrant Weihbischof Stephan Turnovszky spricht in seiner Predigt über das Verhältnis Johannes des Täufers zu Jesus. So wird der Blick des Täufers auf Jesus und umgekehrt die Aussagen Jesus über Johannes gegenübergestellt. Die Auslegungen gipfeln in der Zuspitzung, ob ein Mensch für Jesus oder aus Jesus lebt. Letzteres ist bei den Heiligen der Fall und gelingt uns Menschen nur sehr selten während des irdischen Lebens. Johannes der Täufer hat zu Lebzeiten in erster Linie für Jeus gelebt.
Geistbeseelt ist ebenso die Einleitung von Pater Heinrich Walter zum Weihegebet am Ende der Heiligen Messe, wodurch der große Bogen zur Schönstatt-Spiritualität geschlagen wird. So ist die Heilige Messe der Höhepunkt dieses gelungen Eröffnungsfestes.
Neben Weihbischof Stephan Turnovszky konzelebrierten der Stanislaw Kosciolek, Pfarrer i.R. aus Ernstbrunn und „unser“ neuer österreichischer Schönstatt-Pater Heinrich Walter. Eine große Freude war die Mitfeier dreier Diakone von aktiven Schönstatt-Familien: Viktor Adametz aus Wien, Franz Habith aus der Steiermark und Andreas Neubauer aus Oberösterreich.
Sommernachtsball als Ouvertüre zum Eröffnungsfest
Dass die Österreicher gebührend feiern können beweisen sie schon am Vorabend beim 9. Sommernachtsball, der nun nach „Corona“ erstmals im neuen, großen Seminarraum als Ouvertüre zum großen Eröffnungsfest stattfinden konnte.
Wir rechnen mit einem Gnadenjahr – jetzt geht es richtig los
Die Eröffnung ist ein Hoffnungszeichen für einen Aufbruch in den nächsten Jahren. Die Marienschwestern und die Schönstatt-Bewegung tragen die Sehnsucht im Herzen, dass durch diesen Neuanfang Menschen auf diesen Ort aufmerksam werden und ihn neu entdecken.
Ein Mann, der am Samstag bei der Eröffnung mit dabei war, kam am Sonntag mit sechs Bekannten zum Heiligtum, weil er ihnen diesen wunderbaren Ort zeigen wollte.
Ein treuer Bistro-Besucher, der schon seit Monaten sehnsüchtig auf die Eröffnung wartet, nahm seine Tochter mit – sie ist Gruppenleiterin in einem internationalen wissenschaftlichen Projekt im Bereich Molekularbiologie – und der Ort ist ihr gleich für das jährliche zweitägige Gruppentreffen von 20 Personen ins Auge gesprungen.
Die österreichische Bischofskonferenz hat den Ort schon für ein Treffen ins Auge gefasst.
Auch Sie sind herzlich eingeladen, mit Ihrer Gruppe, mit Ihrer Firma, mit Ihrer Familie hierher zu kommen.
In den Tagen um die Sonnenwende und um das Fest der Geburt Johannes des Täufers werden in Österreich viele Johannesfeuer entzündet und Lichtfeste gefeiert.
In Schönstatt am Kahlenberg wird mit dieser Eröffnung erneut ein Licht entzündet oder verstärkt: Das Licht der Heiligen Stadt. Wir sind überzeugt: Die Gottesmutter und Pater Kentenich setzten hier ihr Erfolgsprogramm fort: Die Erziehung des modernen, zukunftsfähigen Christen, der auf sein Herz hören und sein Herz entscheiden lassen kann.